Mittwoch, 27. August 2008

Chaska Mayu und Yacana

In einer dieser dunstigen nordperuanischen Naechte ohne Sterne geht meine Erinnerung zurueck an eine Nacht Anfang April am Strand von Huanchaco. Die Tage waren noch sonnig, der Nachthimmel voller Sterne. In dieser Nacht lernte ich die Augen des Lamas " Lamaq Ñawin" , kennen. Sie gehoeren zur Sternenkonstellation Yacana, ein dunkler Bereich inmitten des Sternenflusses "Chaska Mayu" , der Milchstrasse. Yacana hat die Form eines liegenden Lamas mit lang ausgestrecktem Hals. Die Augen des Lamas sind die besonders hell leuchtenden Sterne Alpha und Beta Centauri.
Im alten Peru wurden die Sternbilder anders als heute nach dunklen Bereichen am Himmel benannt, leere Raeume zwischen den Sternkonstellationen. Vielleicht weil die andinen Sternbilder dunkle Bereiche waren, wurde bei den wichtigsten religioesen Zeremonien des Tawantinsuyu, des Inkareiches, die Wolle schwarzer Lamas verwendet.


Joan Louis "Llama Hinu" , Oel auf Leinwand, Peru 2008

Montag, 25. August 2008

Die Legende der Machukuna

Joan Louis "Pallaq" , Oel auf Leinwand , Peru 2008

In den Tälern der Anden gibt es viele Höhlen und manche von ihnen enthalten Zeugnisse und knöcherne Überreste der früheren Bewohner. Ihr Name ist Machukuna. Sie gelten als die ersten Bewohner dieser Regionen .
Die Machukuna verehrten eine matt scheinende, kupferfarbene Sonne, und Killa, den Mond. Sie fühlten sich so mächtig, dass sie versuchten, den Kupfersonnengott zu besiegen, der sie dafür mit Ninapara, einem Feuersturm, bestrafte.
Viele von ihnen flohen tief hinein in entfernte Höhlen, wo sie bis ans Ende ihrer Tage leben mussten.

Ňaupa Machukuna. Die Legende.
Es gab eine Zeit, in der die Sonne nicht existierte. Auf der Erde lebten Menschen, die allein mit der Kraft ihrer Gedanken Felsen bewegen konnten. Sie waren im Stande, den Berggipfeln eine neue Form zu verleihen. Das geschah ausschliesslich durch die Energie ihrer Gedankenblitze.
Killa, der Mond, beleuchtete mit seinem halben Licht nur schwach das Tun dieser Wesen, die Ňaupa Machukuna genannt wurden.
Eines Tages bot ihnen Ruak, der Schöpfergott und Höchste der Apus, seinen Schutz und Unterstützung, an. Die arroganten Machukuna lehnten empört ab, dass sie seiner Hilfe nicht benötigten. Sie wähnten sich bereits allmächtig.
Irritiert über eine solch überhebliche Antwort, erschuf Ruak die Sonne und befahl ihr, am Himmel aufzusteigen. Verängstigt und geblendet von solch hellem Licht suchten die Machukuna Zuflucht in kleinen Lehmhäusern und Höhlen. Die Hitze der Sonne trocknete ihre Körper aus und ließ ihre Muskeln schrumpfen.
Seit dieser Zeit leben die Machukuna in Höhlen, die sie nur nach Sonnenuntergang oder bei Neumond verlassen können.


Nach einer Erzählung von Juan Nuňez del Prado aus dem Buch „Pachamama´s Children“ von Carol Cumes und Rómulo Lizárraga Valencia, 1995
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Ute Petsch
Mehr Bilder des peruanischen Malers Joan Louis und Informationen zu seiner Arbeit auf : http://www.joanlouis.com/

Sonntag, 24. August 2008

Samstag, 23. August 2008

Tamales Norteños

Heute gibt es etwas Besonderes auf dieser Seite, naemlich ein Rezept fuer Tamales Norteños. Das sind in Bananenblaettern gegarte kleine Maispasteten, in Nordperu meist mit Huehnerfleisch, gekochtem Ei und einer schwarzen Olive gefuellt. Mir schmecken sie schon zum Fruehstueck, aji, die scharfe Sosse, darf auf keinen Fall fehlen. Also, jetzt kommt das Rezept inklusive Bildershow:




1 kg Maismehl
500 gr gegartes Huehnerfleisch
1 grosse Zwiebel
3 Knoblauchzehen
200 Schweineschmalz (alternativ Olivenoel, Butter)
schwarze Oliven ohne Stein
3 gekochte Eier
4 grosse getrocknete Chilischoten (mild)
Salz, Pfeffer
Bananenblaetter (alternativ Maisblaetter)


Fuellung:
Die gehackte Zwiebel und den Knoblauch in etwas Butter anduensten. Die Chilischoten dazugeben (vorher in heissem Wasser einweichen und puerrieren) und das zerkleinerte Huehnerfleisch. Mit Huehnerbruehe oder Wasser abloeschen. Salzen und Pfeffern. Garen.
Maismasse:
Nun das Schweineschmalz in einem grossen Topf fluessig werden lassen, das Maismehl dazugeben und gut vermischen. Salz nicht vergessen! Falls die Masse zu fest ist, kann Bruehe dazugegeben werden.
Auf die Mitte der vorher heiss abgewaschenen Bananenblaetter eine Portion Mais geben, etwas Huehnerfleisch, eine Olive und ein Stueckchen gekochtes Ei. Die Maismasse soll die Fleischfuellung ganz umschliessen. Die Bananenblaetter so einschlagen, dass kleine Paeckchen entstehen.
Die Tamales werden in einem grossen Topf mit wenig Wasser etwa eine Stunde gegart, idealerweise im Dampf.

Guten Appetit!



Die Bananenblaetter werden vorbereitet.




Der Riesentopf mit der Maismischung




Hier kommt die Maisfuellung aufs Blatt



Paeckchen packen



Jetzt fehlt nur noch das Garen

Donnerstag, 21. August 2008

Eintausend Wurzeln, Kaffee und Granataepfel

Der Baum der tausend Wurzeln / El arbol de los mil raices

Bevor ich den Tausendwurzelbaum erreiche, passiere ich die Minikapelle des San Martin de Porres. Ein dunkelhaeutuger Heiliger, dem von seinem eifersuechtigen Bischof das Wunderwirken verboten wurde.

San Martin de Porres


Genau gegenueber des Baumes lebt Don Guillermo, ein etwa neunzigjaehriger Einsiedler. Ganz bewusst lebt er allein einige Kilometer ausserhalb des Dorfes. Ein kleiner Alter mit wachen Augen sitzt mir vor seinem Haus gegenueber. Er scheint viel Zeit mit dem Lesen von Geschichtsbuechern zu verbringen. Gleich verwickelt mich in ein Gespraech ueber die politischen Machtverhaeltnisse im Deutschland zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts.
Vor dem Haus liegen Kaffeebohnen zum Trocknen aus, in einer Schubkarre warten frisch geerntete, noch rote Kaffeebohnen auf den Prozess des Trocknens, Schaelens und Roestens.



Die Kaffeebohnen des Don Guillermo

Der Weg zurueck zum Dorf fuehrt an einem Wasserkanal entlang, von schattenspendenden Baeumen gesaeumt. Den Granataepfeln, Weintrauben und Orangen am Wegesrand kann ich nicht wiederstehen. Ein willkommene Erfrischung, denn es ist trocken und warm und die kleine Wanderung hat mich durstig gemacht.

Mittwoch, 20. August 2008

Cascas / Nordperu

Abendliche Rueckkehr nach Cascas



Cascas, in meiner Erinnerung verknüpft mit Wein, Sonne, Wärme, und viel Natur. Das Dorf liegt in der Sierra der nordperuanischen Provinz Gran Chimu auf 1200 Metern Höhe. Eine dreistündige Busfahrt auf holprigen, staubigen Straßen trennt Cascas von Trujillo. Touristisch ist der Ort noch kaum erschlossen. Und hat viel zu bieten: Wanderungen in einsame Taeler, an Weinbergen, Orangenbaeumen, kleinen Kokapflanzungen oder den Waeldern des duftenden Palo Santo Baumes entlang. Oder ausgedehnte Touren zu den Lagunas de Chompin oder zur Laguna de Kuan. Archaeologisch interessant sind die fuenftausend Jahre alten Felsmalereien von Alto Chepate oder die Felsritzungen von Cojitambo. Fluesse mit natuerlichen Badebecken laden ein sich abzukuehlen. Wer es waermer mag besucht die Thermalbaeder Baños Chimu etwa eine Stunde von Cascas entfernt.

Dieser freundliche Señor wurde mir als der Curandero, der Kraeuterheilkundige, des Ortes vorgestellt. Ganz bereitwillig erlaeutert er mir die Verwendung und Wirkweise der Heilpflanzen. Eine fuer die Schamanen ganz besondere, maechtige Pflanze zeigt er mir: sie hat farnaehnliche Blaetter und waechst epiphytisch auf Baeumen. Diese kleine Pflanze wird in den Heilritualen gegen den Susto, ein psychisches Trauma, eingesetzt und hilft, das seelische Gleichgewicht wieder herzustellen. Waehrend er mir das erklaert, senkt er die Stimme, als ob allein das Aussprechen des Wortes "Susto" Unglueck mit sich braechte.Mir werden nicht nur pflanzliche Heilmittel vorgestellt, die Pfote eines andinen Nagers als Schluesselanhaenger bringt Glueck und Schutz, Einreibungen aus in Alkohol eingelegten, giftigen Schlangen helfen bei Gelenk- und Muskelschmerzen. Seit einigen Jahren hat Cascas selbst keine eigene Schamanin mehr, sie starb ohne einen Nachfolger ausgebildet zu haben. Wer heute einen traditionellen Schamanen konsultieren moechte, muss dafuer in weiter entfernte Doerfer reisen




Don Ignazio Pumayalla brachte Mitte der siebziger Jahre die ersten Weinreben nach Cascas. Und das in einer etwas abenteuerlichen Aktion. Damals arbeitete er als Peon auf einer Hazienda, die bereits Weinanbau betrieb. Sein Patron versprach Ignazio 350 Weinreben als Starkapital fuer einen eigenen Weinberg in seinem Heimatdorf Cascas. Der Patron verstarb, seine Erben wollten vom Versprechen des Vaters nichts mehr wissen. Doch Don Ignazio wusste sich zu helfen. Nacht fuer Nacht schmuggelte er in Petates, das sind die traditionellen Schilfgrasmatten Nordperus, eingerollte Pflanzen von der Hazienda, bis er seine dreihundertfuenfzig Reben zusammen hatte. Und begruendete damit den Weinanbau in Cascas.
An einem sonnigen Morgen durfte ich einen seiner Weine probieren. Suess, mit den Schalen von Orangen und Ananas aromatisiert. Genau das Richtige fuer eine kleine Weinprobe vor dem Fruehstueck!