Mittwoch, 20. August 2008
Cascas / Nordperu
Cascas, in meiner Erinnerung verknüpft mit Wein, Sonne, Wärme, und viel Natur. Das Dorf liegt in der Sierra der nordperuanischen Provinz Gran Chimu auf 1200 Metern Höhe. Eine dreistündige Busfahrt auf holprigen, staubigen Straßen trennt Cascas von Trujillo. Touristisch ist der Ort noch kaum erschlossen. Und hat viel zu bieten: Wanderungen in einsame Taeler, an Weinbergen, Orangenbaeumen, kleinen Kokapflanzungen oder den Waeldern des duftenden Palo Santo Baumes entlang. Oder ausgedehnte Touren zu den Lagunas de Chompin oder zur Laguna de Kuan. Archaeologisch interessant sind die fuenftausend Jahre alten Felsmalereien von Alto Chepate oder die Felsritzungen von Cojitambo. Fluesse mit natuerlichen Badebecken laden ein sich abzukuehlen. Wer es waermer mag besucht die Thermalbaeder Baños Chimu etwa eine Stunde von Cascas entfernt.
Dieser freundliche Señor wurde mir als der Curandero, der Kraeuterheilkundige, des Ortes vorgestellt. Ganz bereitwillig erlaeutert er mir die Verwendung und Wirkweise der Heilpflanzen. Eine fuer die Schamanen ganz besondere, maechtige Pflanze zeigt er mir: sie hat farnaehnliche Blaetter und waechst epiphytisch auf Baeumen. Diese kleine Pflanze wird in den Heilritualen gegen den Susto, ein psychisches Trauma, eingesetzt und hilft, das seelische Gleichgewicht wieder herzustellen. Waehrend er mir das erklaert, senkt er die Stimme, als ob allein das Aussprechen des Wortes "Susto" Unglueck mit sich braechte.Mir werden nicht nur pflanzliche Heilmittel vorgestellt, die Pfote eines andinen Nagers als Schluesselanhaenger bringt Glueck und Schutz, Einreibungen aus in Alkohol eingelegten, giftigen Schlangen helfen bei Gelenk- und Muskelschmerzen. Seit einigen Jahren hat Cascas selbst keine eigene Schamanin mehr, sie starb ohne einen Nachfolger ausgebildet zu haben. Wer heute einen traditionellen Schamanen konsultieren moechte, muss dafuer in weiter entfernte Doerfer reisen
Don Ignazio Pumayalla brachte Mitte der siebziger Jahre die ersten Weinreben nach Cascas. Und das in einer etwas abenteuerlichen Aktion. Damals arbeitete er als Peon auf einer Hazienda, die bereits Weinanbau betrieb. Sein Patron versprach Ignazio 350 Weinreben als Starkapital fuer einen eigenen Weinberg in seinem Heimatdorf Cascas. Der Patron verstarb, seine Erben wollten vom Versprechen des Vaters nichts mehr wissen. Doch Don Ignazio wusste sich zu helfen. Nacht fuer Nacht schmuggelte er in Petates, das sind die traditionellen Schilfgrasmatten Nordperus, eingerollte Pflanzen von der Hazienda, bis er seine dreihundertfuenfzig Reben zusammen hatte. Und begruendete damit den Weinanbau in Cascas.
An einem sonnigen Morgen durfte ich einen seiner Weine probieren. Suess, mit den Schalen von Orangen und Ananas aromatisiert. Genau das Richtige fuer eine kleine Weinprobe vor dem Fruehstueck!
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